einfache Sprache
AAA
Menü

Frauenhaus und Frauennotruf informieren bei Besuch im Landratsamt

NÜRNBERGER LAND (lra) – Gewalt gegen Frauen ist ein ernstzunehmendes Problem in Deutschland. Sie findet oft im häuslichen Umfeld statt. Die Täter sind in der Regel Männer. Das Frauenhaus und der Frauennotruf helfen, wenn der eigene Partner zur Bedrohung wird, und informierten im Landratsamt über ihr Angebot und ihre Arbeit.

Häusliche Gewalt bezeichnet laut Bundeskriminalamt „alle Formen körperlicher, sexueller oder psychischer Gewalt“, die „zwischen Personen stattfindet, die in einer familiären oder partnerschaftlichen Beziehung“ zueinander standen oder stehen, zusammenwohnen oder zusammengewohnt haben. Die häusliche Gewalt macht ein Viertel aller in der Polizeilichen Kriminalstatistik erfassten Opfer aus, die Opfer sind zu 71,1 % weiblich und zu und 28,9 % männlich, der größte Teil der männlichen Opfer ist unter 21 Jahre alt, also Kinder und Jugendliche. Die Tatverdächtigen sind in drei Vierteln aller Fälle Männer. Wer denkt, dass diese Gewalt abnehme, liegt leider falsch: Die Zahlen von polizeilich registrierter häuslicher Gewalt steigen nahezu kontinuierlich an, in den letzten fünf Jahren um 13 Prozent, allein im letzten Jahr um circa acht Prozent. Und das ist nur das Hellfeld, die Taten, die der Polizei gemeldet werden.

Andrea Hopperdietzel und Sylke Siekmann vom Frauenhaus Schwabach, das die Anlaufstelle für Frauen aus dem Nürnberger Land ist, geben diesen Zahlen bei einem Besuch im Landratsamt eine Geschichte. Sie schildern – natürlich anonymisiert – die Schicksale von vier Frauen, denen sie geholfen haben, von der Akademikerin über die alleinerziehende Mutter mit neuem Partner bis zur Migrantin. Es beginnt mit Schikanen wie Beleidigungen, abgestelltem Strom und kontrollierten Handys, geht weiter mit Handgreiflichkeiten und leergeräumten Konten, bis zu dem Punkt, wo die Frauen teils in Todesangst mit ihren Kindern aus der eigenen Wohnung fliehen und sich an einem sicheren Ort verstecken müssen. Dieser sichere Ort ist oft das Frauenhaus, wo die Frauen, beschützt von Spezialtüren und Panzerglas, wieder auf die Beine kommen können. Vieles muss verarbeitet, neu organisiert, mit Behörden und Justiz abgeklärt werden. Die Beraterinnen im Frauenhaus stehen den Frauen dabei mit Rat und Tat zur Seite. Frauen, die ein Gespräch brauchen, können beim Frauenhaus unter der Telefonnummer 0 9122 98 20 80 anrufen und sich telefonisch oder persönlich beraten lassen, oder sie können auf der Seite des Frauenhauses Schwabach unter www.frauenhaus-schwabach.de mit einer Beraterin chatten. Darüber hinaus können sie auch beim Frauennotruf anrufen unter der Nummer 09151 5501. Die Beraterinnen helfen ihnen, sich zu überlegen, was sie am besten in ihrer Situation tun können, und helfen ihnen im Ernstfall, das Frauenhaus zu erreichen. Viele von ihnen arbeiten ehrenamtlich und seit vielen Jahren bei der Hotline, wie beispielsweise Magdalena Weiß-Bywaletz. Ein weiteres Hilfsangebot ist die Interventionsstelle des Frauenhauses: Wenn die Polizei gerufen wird, weil ein Mann seine Partnerin misshandelt, kann sie nach dem Einsatz auf Wunsch der Frau die Interventionsstelle informieren. Diese wird noch am selben oder am nächsten Tag Kontakt mit der Frau aufnehmen und versuchen, ihr zu helfen. 

Hopperdietzel, Siekmann und Weiß-Bywaletz stellten ihre Arbeit im kleinen Sitzungssaal und bei einer Tour durchs Landratsamt dem Jugendamt, dem Sozialamt, dem Gesundheitsamts, dem Jobcenter und dem Ausländeramt vor, alles Stellen, die potenziell mit Frauen in Kontakt kommen, deren Männer sie misshandeln. Sie wollen die Belegschaft sensibilisieren und auf Hilfsangebote aufmerksam machen. Landrat Kroder bedankte sich bei ihnen für ihre Zeit und ihre Arbeit. Die Gleichstellungsbeauftragte Anja Wirkner, die den Termin organisiert hatte, verwies auf das Notfallkärtchen, auf dem alle Hilfestellen – auch die für Männer, die von Gewalt betroffen sind – aufgelistet sind.

Diesen Artikel teilen auf